Sicherlich kennt Ihr alle Budapest, Prag und Wien – aber kennt Ihr auch deren kleine Schwester Bratislava?
Charmante Hauptstadt im Dreiländereck Österreich-Ungarn-Slowakei
Die Hauptstadt der Slowakei ist mit dem Zug oder dem Flixbus eine Stunde von Wien entfernt. Noch reizvoller ist jedoch die 75-minütige Anreise mit dem Highspeed-Katamaran „Twin City Liner“ über die Donau und durch das Donauauenschutzgebiet. Budapest ist zwei Stunden mit dem Zug entfernt und die österreichische Grenze erreicht man mit dem Auto in 15 Minuten. Und auch nach Prag sind es nur 4 Stunden.
Bratislava: Architektur zwischen Mittelalter, Sozialismus und Moderne
Wenn man durch Bratislava schlendert, fühlt es sich an, als würde man durch verschiedene Zeitalter spazieren, und genau das macht den Reiz dieser kleinen Hauptstadt (im Stadtzentrum leben ca. 480.000 Menschen) aus.
Los gehts oben auf dem Hügel, wo die Burg von Bratislava über der Stadt thront. Der Aufstieg auf die Burg führt durch mittelalterliche Gassen und über eine Fußgängerbrücke direkt neben dem Dom. In der gotischen Sankt Martins-Kathedrale wurden einst die ungarischen Könige gekrönt. Die Brücke überspannt eine vierspurige Hauptstraße, für deren Bau in sozialistischen Zeiten sogar das alte jüdische Stadtviertel abgerissen wurde, woran heute Schautafeln erinnern.
Die massiven Mauern der Burg und die markanten Ecktürme erinnern an die Macht vergangener Königreiche und sind ein klassisches Beispiel für mittelalterliche Festungsarchitektur, die später barock überformt wurde. Und die Aussicht auf die Stadt und die Donau: spektakulär.
Durch die Gassen der Altstadt – das Wien des Ostens
Nur ein paar Schritte bergab und man steht mitten in der Altstadt, hier lebt die Geschichte an jeder Ecke. Die kompakte Altstadt ist entspannt zu Fuß zu erlaufen. Enge Gassen, stylishe Restaurants und Cafés (z.B. Fach, Café Apoteka), elegante Bürgerhäuser mit reich verzierten Fassaden – hier zeigt sich Bratislava von seiner k.u.k.-geprägten Seite.
Am Hauptplatz befinden sich u.a. das Alte Rathaus aus dem 13. Jahrhundert mit seinen Säulenhallen und der Primitialpalast, hier wurde 1805 der Friede von Pressburg unterzeichnet, der den Krieg zwischen Napoleon auf der einen und der Koalition aus Österreich und Ungarn auf der anderen Seite beendete.
Am Rande der Altstadt befindet sich auch das sehenswerte Slowakische Nationaltheater (die Aufführungen finden derzeit im Neubau am Rande des Eurovea statt) und die Philharmonie.
Ausflug in die Epoche des Jugendstils
Wer wie ich klassische Jugendstilbauten liebt, wird in Bratislava ebenfalls auf seine Kosten kommen. Am Rande der Altstadt gibt es viele wunderschöne Häuser aus der Gründerzeit und hier findet Ihr auch eines der Wahrzeichen der Stadt, die sog. „Blaue Kirche“. Die Kirche der Heiligen St. Elisabeth wurde vom Architekten Ödön Lechner im Sezessionsstil erbaut, genauso wie das gegenüberliegende Gymnasium.
In der Umgebung der Kirche befinden sich viele nette Cafés, darunter auch mein Lieblingscafé, das Otto! Hier fühlt man sich dann fast wieder wie in Berlin…
Brutalistische Kontraste im Stadtbild von Bratislava
Doch Bratislava hat auch noch andere Gesichter. Wer sich ein Stück aus dem Zentrum bewegt, trifft schnell auf Spuren des sozialistischen Realismus: schlichte, funktionale Plattenbauten, brutalistische Architektur und breite Straßenzüge, die einen ganz eigenen Charme haben.
Das auffälligste Relikt dieser Zeit? Ganz klar die Ufo-Brücke, offiziell Most SNP. Oben thront wie ein fliegender Unterteller das gleichnamige Restaurant mit Panoramablick, abgefahren und faszinierend zugleich.
Die Moderne wohnt auch gleich nebenan
Und dann wäre da noch das neue Bratislava, in dem spektakuläre Hochhäuser (u.a. gebaut von Zaha Hadid) wie Pilze aus dem Boden sprießen: glänzende Glasfassaden, moderne Wohnviertel und hippe Einkaufszentren wie das Eurovea, direkt am Donauufer, wo man durch Boutiquen bummeln und gleichzeitig den Blick auf die Donau genießen kann. Hier ist eine junge und moderne Flaniermeile entstanden, die natürlich vor allem im Sommer zum Chillen einlädt.
Und sonst?
Wer Kino liebt, sollte sich das Kino Lumière nicht entgehen lassen.
Und der Präsidentenpalast außerhalb der Altstadt, das Palais Grassalkovich, ist auch sehenswert. Und der Platz des Slowakischen Nationalaufstandes (Námestie Slovenského národného povstania), der SNP-Platz. Und viele Orte und Begegnungen mit Kunst und Streetart. Lasst Euch einfach durch die Stadt treiben!
Kunst am Fluss: Ausflug ins Danubiana Meulensteen Art Museum
Wer noch Zeit für einen kleinen Abstecher hat, dem sei das Danubiana-Museum empfohlen, ein faszinierendes Ziel für Kunstliebhaber und Architekturbegeisterte gleichermaßen. Das Museum hat die Form einer im flachen Wasser liegenden römischen Galeere. Gelegen auf einer Halbinsel in der Donau bietet es nicht nur beeindruckende (vorrangig moderne slowakische) Kunst im Innen- und Außenbereich, sondern auch eine einzigartige Verbindung zur Natur.
Fazit:
Bratislava ist wie ein Geschichtsbuch aus Stein, Beton und Glas mit überraschend vielen Facetten.
Wer Architektur liebt, sollte sich diese Stadt auf keinen Fall entgehen lassen.